Spaghetti (italienisch: spaghetti) ist die berühmteste und eine der ikonischsten italienischen Nudelsorten (pasta), die weltweit als Symbol der italienischen Küche gilt. Ihr Name leitet sich von ihrer dünnen, schnurartigen Form ab: spago bedeutet im Italienischen „Schnur“ oder „Bindfaden“, und spaghetti ist die Verkleinerungsform davon (kleine Schnüre).
Die Geschichte des Ursprungs der Nudeln ist komplex und von zahlreichen Legenden umwoben. Lange, dünne Nudeln existierten jedoch bereits vor Jahrhunderten im Mittelmeerraum.
Obwohl die Nudeln oft mit den Reisen von Marco Polo (13. Jahrhundert) in Verbindung gebracht werden, der sie angeblich aus China mitbrachte, waren Nudelsorten bereits im 12. Jahrhundert in Sizilien bekannt. Der schriftliche Nachweis für Spaghetti (genauer gesagt, lange, dünne Nudeln) stammt aus dem 12. Jahrhundert in Sizilien, wo der arabische Reisende und Geograf Idrisi die Herstellung der getrockneten Nudel namens itrija in der Nähe von Palermo dokumentierte.
Die Popularität und Massenproduktion der heutigen, modernen Spaghetti ist vor allem mit Neapel und der umliegenden Region Kampanien (insbesondere der Stadt Gragnano) seit dem 17. Jahrhundert verbunden. Die Kombination von Spaghetti mit traditionellen Tomatensaucen verbreitete sich erst im 18. und 19. Jahrhundert, nachdem die Tomate in die europäische Küche eingeführt wurde.
Herstellung und Zutaten
Spaghetti bestehen aus zwei Hauptzutaten:

Mehl: Traditionell werden sie aus Hartweizengrieß (semola di grano duro) hergestellt. Dieses Weizenmehl ist die beste Wahl, da es einen hohen Proteingehalt aufweist, was zu festeren Nudeln führt, die beim Kochen weniger ihre Form verlieren und auch nach dem Kochen al dente (bissfest) bleiben.
Wasser: Einfaches, reines Wasser.
Die traditionellen trockenen Spaghetti sind eifrei (frische, hausgemachte Nudeln wie Tagliatelle oder Fettuccine werden mit Ei hergestellt).
Das Mehl wird mit Wasser verknetet und anschließend durch Pressformen (trafila) gepresst, um die lange, dünne Form zu erhalten. Danach werden sie bei niedriger Temperatur langsam getrocknet.
Spaghetti gehören zu den langen Nudelsorten.
Traditionell ca 25-30 cm Länge, und 1,5-2,5 mm Dicke
Bezeichnungen nach Dicke:
Spaghettini: Dünnere Spaghetti, ca. 1,4–1,7 mm.
Spaghettoni: Dickere Spaghetti, ca. 2,0–2,5 mm.

Spaghetti sind ein energiereiches Lebensmittel, das reich an komplexen Kohlenhydraten ist. 100 g gekochte Spaghetti enthalten:
Energie: 150-160 kcal
Kohlenhydrate: 30-35 g
Protein: 5-6 g
Zubereitung (Al Dente)
Der Schlüssel der italienischen Küche ist das Kochen „al dente“ (wörtlich: „für den Zahn“).
Wasser und Salz:
Reichlich (viel) Wasser zum Kochen bringen. Die Wassermenge sollte mindestens das Fünffache der Nudelmenge betragen. Salz hinzufügen: etwa 10 Gramm Salz pro 1 Liter Wasser.
Kochen:
Die Spaghetti als Ganzes, ausgebreitet, in das kochende Wasser geben. Niemals brechen!
Zeitpunkt:
Die Nudeln 1–2 Minuten kürzer kochen, als auf der Packung angegeben, um sicherzustellen, dass sie nicht zu weich werden.
Kontrolle:
Probieren Sie, der Kern sollte noch einen dünnen, weißen, leicht harten Ring aufweisen. Dann schnell abseihen, aber nicht abspülen! (Abspülen entfernt die Stärke, die der Sauce hilft, besser zu haften).
Sauce:
Die frisch abgeseihten Spaghetti sofort in die heiße Sauce in der Pfanne geben und vermischen, damit die Nudeln den Geschmack der Sauce aufnehmen können. Etwas Kochwasser beiseite stellen; falls die Sauce zu dick ist, kann man sie damit verdünnen.
Die besten Kombinationen für Spaghetti
Da Spaghetti eine lange, runde Nudel sind, eignen sie sich ideal für dünnere Saucen auf Öl- oder Tomatenbasis, nicht für schwere, stückige Ragouts.
Klassische Saucen:
Spaghetti al Pomodoro: Einfache Tomatensauce mit frischem Basilikum.
Spaghetti alla Carbonara: (Traditionell mit Spaghettoni zubereitet) Ei, Pecorino-Käse, Guanciale (oder Pancetta), schwarzer Pfeffer.
Spaghetti Cacio e Pepe: Nur Käse (Pecorino Romano), Pfeffer und Nudelkochwasser.
Spaghetti all’Aglio e Olio: Knoblauch, Chili und Olivenöl.
Fleischsaucen/Ragouts:
Spaghetti alla Bolognese: Obwohl Tagliatelle traditionell für dicke Saucen verwendet werden, sind Spaghetti auch eine beliebte Wahl für das Bolognese-Ragout.
Spaghetti with Meatballs (mit Fleischbällchen): Ein amerikanisch-italienischer Klassiker.
Meeresfrüchte:
Spaghetti alle Vongole: Spaghetti mit Venusmuscheln, Olivenöl und Knoblauch.
Varianten von Spaghetti
Spaghetti existieren über die Grundform hinaus in zahlreichen Varianten, die sich in ihren Zutaten oder ihrer Dicke unterscheiden können:
Dünnere und dickere Varianten:
Capellini / Angel Hair: Die dünnste Nudelsorte (oft „Engelshaar“ genannt), ca. 1 mm. Kocht schnell und passt zu den leichtesten Saucen.
Linguine: Lang, aber flacher, mit ovalem Querschnitt. Wird oft für Meeresfrüchtegerichte verwendet.
Nach Zutat:

Eiernudeln (All’uovo): Seltener bei trockenen Spaghetti, kommt aber vor. Bei frischer Pasta (z. B. Tagliatelle) ist dies traditionell.
Aus Vollkorn (Integrale): Hergestellt aus Hart-Vollkornmehl, mit höherem Ballaststoffgehalt und dunklerer Farbe.
Aus anderen Getreidesorten (Alternativ): Z. B. Mais, Reis (glutenfrei), Gerste oder Dinkel.
Farbige Nudeln: Nudeln, die mit Spinat (grün), Tomaten (rot) oder Tintenfischtinte (schwarz) gefärbt sind.
Kuriositäten und Geschichten
Mit Spaghetti sind zahlreiche interessante Geschichten, Irrtümer, Legenden und moderne Kuriositäten verbunden, die weit über die italienische Küche hinausgehen.
1. Der große Spaghetti-Bolognese-Widerspruch
Dies ist weniger eine Legende als vielmehr ein berühmter gastronomischer Irrtum.
Die Geschichte: Der Großteil der Welt hält „Spaghetti Bolognese“ für ein ikonisches Gericht der italienischen Küche.
Die Realität: Echte Bologneser lehnen den Ausdruck Spaghetti Bolognese ab. Das Original-Bolognese-Ragout (ragù alla bolognese) ist eine langsam gekochte, reichhaltige Fleischsauce, die traditionell mit Tagliatelle (breite, flache Eiernudeln) serviert wird, da die breite Nudeloberfläche die dicke Sauce besser aufnehmen und halten kann. Die dünne, glatte Spaghetti ist dafür nicht ideal. Spaghetti ist eine südliche (neapolitanische/sizilianische) Nudelsorte, die besser zu leichten Saucen auf Tomaten- oder Olivenölbasis passt.
Die Erklärung: „Spaghetti Bolognese“ verbreitete sich nach dem Zweiten Weltkrieg in angelsächsischen Ländern und weltweit, als italienisch-amerikanische Restaurants begannen, dünne Spaghetti mit dem dicken Ragout zu kombinieren, und dies zum Synonym für italienisches Essen in Übersee wurde.
2. Das Fliegende Spaghettimonster (Flying Spaghetti Monster)
Dies ist eine moderne „religiöse“ Parodie, die Spaghetti zur Gottheit erhoben hat.

Die Geschichte: Das Fliegende Spaghettimonster (FSM) der Kirche des Pastafarismus ist ein unsichtbares, allwissendes Wesen mit „nudeligen Anhängseln“ und Fleischbällchen-Augen.
Ursprung: Es wurde 2005 von Bobby Henderson in den USA als Satire ins Leben gerufen, um gegen die Entscheidung des Schulamtes in Kansas zu protestieren, neben der Evolutionstheorie auch „Intelligent Design“ zu lehren. Henderson argumentierte, dass, wenn religiöse Theorien im naturwissenschaftlichen Unterricht gelehrt werden müssten, auch die Schöpfung durch das von ihm erfundene Fliegende Spaghettimonster in den Lehrplan aufgenommen werden müsse.
Auswirkungen: Die Pastafarische Kirche ist seitdem zu einem globalen Phänomen geworden, das religiöse Dogmen parodiert. Gläubige (Pastafaris) tragen beispielsweise Siebe auf dem Kopf, die an das Bild des Monsters erinnern, wenn sie offizielle Fotos machen, um gegen Gesetze zu protestieren, die religiöse Symbole erlauben.
3. Der Aprilscherz der BBC: Der Spaghetti-Baum
Dies ist eine klassische Mediengeschichte, die die damalige Unbekanntheit von Spaghetti verdeutlicht.

Die Geschichte: Am 1. April 1957 strahlte die BBC eine ernsthaft klingende, dreiminütige Dokumentation aus, in der gezeigt wurde, wie in der Schweizer Region Tessin Spaghetti von „Spaghetti-Bäumen“ geerntet wurden. In der Aufnahme war zu sehen, wie Menschen vorsichtig die von den Ästen hängenden Spaghettistränge sammelten.
Reaktion: Da Spaghetti in England zu dieser Zeit noch relativ selten waren, nahmen viele Zuschauer die Nachricht ernst. Die BBC-Telefonleitungen glühten sofort: Die Leute riefen an, um herauszufinden, wie sie in ihrem eigenen Garten Spaghetti-Bäume anbauen könnten.
Bedeutung: Der Scherz zeigte, wie ahnungslos die breite Öffentlichkeit damals noch über ein Lebensmittel war, das heute ein Grundnahrungsmittel ist. Die BBC hält dies bis heute für einen der besten Aprilscherze der Geschichte.
4. Spaghetti all’Assassina (Die Spaghetti der Attentäterin/des Mörders)
Dies ist ein ungewöhnliches süditalienisches Gericht, dessen Ursprung mit dramatischen Geschichten verbunden ist.
Die Spaghetti: Dies ist eine scharfe, tomatige Spaghetti, die nach einer speziellen Methode zubereitet wird: Die Nudeln werden nicht in reichlich Wasser gekocht, sondern in einer Pfanne in der Sauce gegart (wie ein Risotto) und bewusst teilweise anbrennen/anrösten gelassen. Die so entstehende croccante (knusprige) Schicht verleiht ihm seinen Namen.
Der seltsame Name: Das Gericht stammt aus Bari in Süditalien. Die Legende besagt, dass die Sauce so unglaublich scharf war, dass derjenige, der sie aß, ein nahezu tödliches Erlebnis hatte, als ob eine Attentäterin (assassina) ihn umbringen wollte. Einer anderen Version zufolge liebten Attentäter dieses Gericht. In jedem Fall erhielt es seinen Namen aufgrund seiner extremen Intensität.
5. Menstruationsblut in der Sauce
Dies ist ein alter, besonders in der süditalienischen (manchmal sizilianischen) und afroamerikanischen Kultur verbreiteter Aberglaube oder Urban Legend.
Die Geschichte: Der Aberglaube besagt, dass eine Frau, wenn sie ihr Menstruationsblut (in sehr geringer Menge) in das Essen ihres Geliebten (oder ihres Auserwählten) mischt, insbesondere in rote, dicke Saucen (z. B. Spaghettisauce), den Mann dazu bringt, sich dauerhaft und zwanghaft in sie zu verlieben und „verzaubert“ zu werden.
Bedeutung: Dies ist ein alter, aber manchmal heute noch erwähnter Glaube über Kontrolle und Liebeszauber.
Die Rolle von Spaghetti: Spaghetti (und die dicke, rote Tomatensauce) spielen in solchen Geschichten aufgrund der Farbe und Konsistenz der Sauce oft eine Rolle. (Es ist wichtig zu betonen, dass es sich hierbei um einen gefährlichen, kulturellen Aberglauben handelt, nicht um ein echtes Rezept.)
Die bekanntesten Spaghettimarken und Manufakturen
Spaghetti werden heute weltweit hergestellt, aber die folgenden Marken dominieren den Markt, während sie ihre italienischen Wurzeln bewahren:
Barilla:

Zweifellos einer der bekanntesten und größten Nudelhersteller der Welt mit Sitz in Parma. Das 1877 gegründete Unternehmen ist ein Synonym für Nudelproduktion und vertreibt seine Produkte in über 100 Ländern. Die klassische Hartweizen-Spaghetti ist eines der wichtigsten Produkte im Barilla-Sortiment.
De Cecco:

Eine der ältesten und angesehensten Nudelmarken Italiens (1886 in Fara San Martino, Abruzzen, gegründet). De Cecco ist bekannt dafür, dass die Nudeln bei niedriger Temperatur langsam getrocknet werden und Bronzeformen (trafila al bronzo) verwendet werden, um die Oberfläche der Nudeln aufzurauen, wodurch die Sauce besser daran haften kann.
Garofalo:

Stammt aus der Region um Neapel, genauer gesagt aus der Stadt Gragnano, die von den Italienern als Geburtsort der Qualitätsnudeln angesehen wird. Auch die Garofalo-Nudeln basieren auf der Verwendung von Bronzeformen und strengen Qualitätsstandards.
Neben den großen Marken wird die italienische kulinarische Tradition von kleineren, handwerklichen Manufakturen (pastifici artigianali) gepflegt, insbesondere in den süditalienischen Regionen, wo Pasta seit Jahrhunderten ein Grundnahrungsmittel ist.
Die in der Nähe von Neapel gelegene Stadt Gragnano („die Spaghetti-Hauptstadt“) ist ein weltberühmtes Zentrum für die Nudelqualität. Das einzigartige Mikroklima der Stadt (die Nähe zum Vesuv und zum Meer) bietet ideale Bedingungen für die natürliche Trocknung der Nudeln. Die Gragnano-Nudeln besitzen die IGP-Zertifizierung (geschützte geografische Angabe).
Die Manufakturen halten sich strikt an traditionelle Techniken:

Bronzeformen (trafile in bronzo):
Dies führt zu der charakteristischen rauen, matten Oberfläche, dank der die Saucen perfekt an den Spaghetti haften.
Hartweizengrieß (semola di grano duro):
Es wird nur Hartweizen bester Qualität verwendet.
Spaghetti bilden bis heute das Rückgrat der italienischen Küche. Obwohl es sich technisch gesehen um ein einfaches Gericht handelt (Mehl und Wasser), hängt die Qualität von den verwendeten Zutaten (Hartweizengrieß) und dem Herstellungsprozess (Bronzeformen, langsame Trocknung) ab. Die besten Spaghetti sind nicht die billigsten, sondern jene, die auch nach dem Kochen die perfekte al dente-Konsistenz bewahren und sich ideal mit der Sauce verbinden können.
